Im letz­ten Herbst hat der BGH sei­ne Wer­be­blo­cker-Recht­spre­chung um zwei wei­te­re Ent­schei­dun­gen ergänzt, die die­ses Mal die kar­tell­recht­li­chen Fra­gen behan­deln. Ich habe die Ent­schei­dung Wer­be­blo­cker III vom 8.10.2019 (Az.: KZR 73/17) in der aktu­el­len NZKart bespro­chen, also die ers­te der Beiden.

Wor­um ging es? Die­se Ent­schei­dung steht im Kon­text mit zahl­rei­chen Rechts­streits, die deut­sche Wer­be-Publisher gegen den Anbie­ter eines Wer­be­blo­ckers füh­ren. Bis­he­ri­ge Ent­schei­dun­gen des BGH befass­ten sich dabei mit lau­ter­keits­recht­li­chen und urhe­ber­recht­li­chen Fra­gen. Zusam­men­ge­fasst wur­de das Geschäfts­mo­dell des Wer­be­blo­cker- Anbie­ters hier­nach vom BGH als zuläs­sig ange­se­hen. In die­ser Ent­schei­dung geht es nun um die Anwen­dung des Markt­macht­miss­brauchs­ver­bots. In der Vor­in­stanz hat­te das OLG Mün­chen hier bereits die Mark­macht­stel­lung abge­lehnt. Der BGH hat die Ent­schei­dung auf­ge­ho­ben und dem OLG Vor­ga­ben zu den wei­te­ren Fest­stel­lun­gen gemacht. Wei­ter­hin gibt er Hin­wei­se für den Fall, dass auf­grund der zu tref­fen­den Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen eine markt­be­herr­schen­de Stel­lung ange­nom­men wer­de. In mei­ner Bespre­chung für die NZKart spre­che ich über die Platt­form-Bezü­ge die­ser Kon­stel­la­ti­on und die Ten­denz zu einer umfas­sen­den Inter­es­sen­ab­wä­gung am Maß­stab betrof­fe­ner Grund­rech­te. Ich äuße­re aber auch mei­ne Zwei­fel, ob der BGH in sei­nen Abwä­gungs­grund­la­gen die rele­van­ten Inter­es­sen aus­rei­chend berück­sich­tigt und inhalt­lich ange­mes­sen wür­digt. Die dahin­ter­ste­hen­den Aspek­te haben für die tat­säch­li­che und recht­li­che Bewäl­ti­gung vie­ler „digi­ta­ler Sach­ver­hal­te“ im Kar­tell­recht eine Bedeutung.

Etwas spä­ter – nach­dem ich mein Manu­skript für die NZKart ein­ge­reicht hat­te – kam letz­tes Jahr noch eine wei­te­re kar­tell­recht­li­che Ent­schei­dung des BGH vom 10.12.2019 (Az.: KZR 57/19), die sich weit­ge­hend auf die Ent­schei­dung Wer­be­blo­cker III bezieht und den Abwä­gungs­ge­dan­ken wei­ter ausführt.

Übri­gens: eben­so aktu­ell ist mein Auf­satz in der Zeit­schrift WRP mit einem Update zum Kar­tell­recht der Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft erschie­nen. Ich dis­ku­tie­re dort aktu­el­le rechts­po­li­ti­schen Fra­gen, etwa zur 10. GWB-Novel­le, dem Zugang zu Daten, Infor­ma­ti­ons­aus­tausch oder Vertriebskartellrecht.

Über den Autor

Porträtbild von Dr. Sebastian Louven

Dr. Sebastian Louven

Ich bin seit 2016 selbstständiger Rechtsanwalt und berate vorwiegend zum Kartellrecht und Telekommunikationsrecht. Seit 2022 bin ich Fachanwalt für internationales Wirtschaftsrecht.

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